Ein geschichtlicher Hintergrund für mehrmonatige Orientierungszeiten sind die skandinavischen »Folkehøjskolen«, die seit 150 Jahren fester Bestandteil des dortigen Bildungssystems sind. Sie basieren auf den Überlegungen des dänischen Theologen und Pädagogen Nikolai Frederik Severin Grundtvig (1783–1872). Er wollte eine »Schule für das Leben«, ohne Noten, in der Leben und Lernen unter einem Dach vereint werden, Lebensthemen zur Sprache kommen und Verantwortungsübernahme gefördert wird.
Aktuell gibt es in den skandinavischen Ländern rund 320 Folkehøjskolen. Ihre fünf- bis zehnmonatigen Internatskurse werden voll staatlich gefördert und sind in der inhaltlichen Ausgestaltung frei. Sie werden von rund 10% aller Schulabgänger:innen besucht. Im Buch »The Nordic Secret« (2017) legen Lene Rachel Andersen und Tomas Björkman dar, dass diese langen Kurse maßgeblich zur Reife der Demokratie und zum hohen Glücksindex in den skandinavischen Ländern beigetragen haben.
Auch in Deutschland hat es (insbesondere in den 1920er Jahren und in der Nachkriegszeit) eine Gründungswelle von »Heimvolkshochschulen« nach diesem Vorbild gegeben, meist in Trägerschaft von Kirchen und Landwirtschaftsverbänden. Leider werden von diesen Einrichtungen heute nur noch selten lange Kurse angeboten. Die mehrmonatigen Orientierungszeiten unseres Verbunds verstehen sich als ein zeitgemäßes Update.